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Mehltheuer

Vorschaubild Mehltheuer

Lage von Mehltheuer:

Über die Bundesstraße 6 von Riesa und Meißen, sowie von Lommatzsch kommend, erreicht man Mehltheuer. Der Ort Mehltheuer  gehört, als ein großer Ortsteil, zur Einheitsgemeinde Hirschstein. Mehltheuer liegt linkselbisch etwa 12 Kilometer südlich von Riesa. Zu erreichen ist der Ort mit der Buslinie Riesa-Prausitz-Lommatzsch. An der Ortschaft Mehltheuer führte die neue Poststraße, die jetzige B6, vorbei.

 

Zur Geschichte von Mehltheuer:

Sein Ursprung liegt in einer germanischen Ansiedlung aus dem ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Im Jahr 1222 wurde der Ort als "Nuendorph" erstmals urkundlich erwähnt. Eine besondere Sehenswürdigkeit stellt die Kirche mit ihrer barocken Innenausstattung dar. Ein bronzezeitliches Gräberfeld und eine germanische Siedlung aus dem ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung sind geschichtliche Zeugen und zeigen das heutige Mehltheuer als interessantes Siedlungsgebiet. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte 1222 als Nuendorph, einem Ort, der zum Teil im Besitz des Burggrafen von Meißen und des Klosters Staucha war. 1328 bekam diese Besitzung das Spital in Döbeln, das sich die Gerichtsbarkeit mit den von Schleinitz auf Seerhausen teilte. Das Kloster Staucha übernahm später das Hospital von der Stadt Döbeln und damit auch die Herrschaft über den Ort Mehltheuer.

Nach der Reformation fiel das Dorf samt Gerichtsbarkeit an das Rittergut Jahnishausen. Die Kirche von Mehltheuer wurde 1747 errichtet und erhielt eine barocke Ausstattung. Unter dem Einfluß des Pädagogen Franke gründete die Grundherrschaftsbesitzerin Fräulein von Reichenbach neben der Kirche 1716 eine Stiftsschule für 12 arme Kinder. Diese Stiftschule brannte 1816 ab und wurde 1817 durch eine neue ersetzt. Ein 1832 erbautes Schulhaus erhielt 1882 eine Erweiterung. Schließlich erfolgte 1913 ein Neubau im "Heimatstil". Ab 1971 gingen alle Kinder des Ortes in die neuerrichtete Schule nach Prausitz. Danach wurde das Gebäude zur Konsumverkaufsstelle und Wohnungen ausgebaut. Nach umfänglichen Sanierungs- und Renovierungsarbeiten im Jahr 2005 werden die ehemaligen Klassenzimmer als Dorfgemeinschaftsräume genutzt.

  

Vor über 200 Jahren - Jahrmarkt in Mehltheuer

Jahrmarkt in Mehltheuer-dies mutet ein wenig seltsam an, sonst pflegt man Märkte doch nur in den Städten zu suchen. Ganz wenige Ausnahmen gibt es hiervon, die auf rechtlicher Grundlage ruhen, zum Beispiel der althergebrachte Markt zu Lorenzkirch. Früher war die Erteilung der Marktrechte eine hohe Auszeichnung. Was hat es mit dem Markt in Mehltheuer auf sich? Zu den Jahrmärkten in Riesa, die früher eine größere Bedeutung hatten, zog von weit her eine Menge Marktfieranden auf den Zuzugsstraßen nach Riesa. Am Tage vor dem jeweiligen Riesaer Markt (Frühjahr und Herbst) trafen sich in und bei Mehltheuer eine sehr große Zahl solcher Fieranten und schlugen dort ihre Buden und Zelte auf und hielten somit vor dem Riesaer Markt erst noch einen Markttag in Mehltheuer ab. Das war so bis zum Jahre 1779 und war zur Gewohnheit geworden. Für die Einwohner von Mehltheuer bedeutete dies eine außerordentliche Bequemlichkeit, sie brauchten nicht erst nach Riesa zu fahren, um dort ihre Einkäufe zu tätigen. Das war eine gute Sache, sie hatte jedoch einen Haken, ihr fehlte nämlich jede rechtliche Grundlage. Um in Mehltheuer Markt zu halten, hätte es der behördlichen Genehmigung bedurft in Gestalt eines Privileges, das der damaligen Gerichtsherrschaft in Jahnishausen, das Vorrecht zur Marktabhaltung urkundich bescheinigt haben würde. Das war aber keineswegs der Fall. Der Besitzer der Riesaer Gerichtsherrschaft, Dr. Hanisch von Odeleben, erhob nun Beschwerde an allen dafür maßgebenden Stellen. Der Kurfürst entschied unter dem 13. März 1783 nochmals ausdrücklich die Aufhebung des Markttreibens in Mehltheuer. Ein Schreiben des Vorstandes des Amtes Oschatz belehrt unter dem 30. August 1874, daß "die Rechtssache des Jahrmarktes zu Mehltheuer ihre Endschaft erreicht habe".

 

Sehenswürdigkeiten:

Zu den Sehenswürdigkeiten von Mehltheuer gehören die Kirche von 1747 mit ihrer kulturhistorisch wertvollen Innenausstattung, ein Massengrab und Denkmal der letzten Kriegstage 1945 rechts vom Kirchhofeingang für die am Bahnhof Prausitz erschossenen Bürger. Die dreitorige Kumthalle am Pferdestall des Dreiseitengehöftes aus dem 19. Jahrhundert Bahnhofstraße 1 steht noch heute unter Denkmalschutz.