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Wanderwege im Gemeindegebiet Hirschstein II

Ausführliche Wegbeschreibung und Erläuterungen zu markanten Punkten an der Route II

 

Wanderroute 2 

 

1. Ausgangspunkt Kastanienallee

Das nordwestliche Ende der Kastanienallee die um 1900 angelegt wurde, ist gleichzeitig das Ende eines Seitentales der Elbe das 34 m höher Iiegt als der Elbspiegel. Die Kastanienallee hat eine Länge von etwa 450 m und an ihr stehen 65 Kastanien.

 

2. Flurnamen

Rechts der Kastanienallee das "Plumpholz", dahinter südlich die kleine Anhöhe der "Krähenberg". Links davon etwa an der Stelle der Kleingartenanlage hat sich aIs Flurname "Fünf Eichen" überliefert. Das sich weiter nördlich bis Althirschstein anschließende Feld war bis kurz nach dem 2. Weltkrieg mit Bäumen bestanden. Hier sind als Flurname bekannt: "Die alten Eichen" und "Buchen in den heiligen Hallen" sowie die "Darrwiese". Der Wald wurde nach 1945 abgeholzt (Brennholz, aber auch Schädlingsbefall). Im Zuge der Bodenreform 1945 wurde die links vom Kirchenweg im Park (von der Elbe weggelegenen Seite) befindliche Teil in 18 Parzellen gegliedert. Drescherhaus Nach etwa 150 m gabelt sich die Strasse, von der Schloßstraße geht rechts die Elbstraße ab. Weitere 100 m weiter befindet sich eine Brücke die 1874 gebaut wurde, 1964 wurde sie rekonstruiert. Vor Bestehen dieser Brücke erfolgte die zum Schloss und Rittergut aber auch zum Ort über die Strasse an der Schäferei und auch aus Richtung der jetzigen Parkstraße. Links von der Brücke befindet sich das ehemalige Drescherhaus. Die Drescherfamilien mußten im Rittergut den Getreideanbau vom Säen bis zum Dreschen besorgen. Flegeldreschen ging von früh 5.00 Uhr bis abends 20.00 Uhr. Tageslohn war für Männer 8 Groschen und Frauen 6 Groschen. Nach dem Erbregister von Hirschstein aus dem Jahre 1659, mußten die dem Schlosse untergebenen Bewohner Lohntage in der Ernte helfen, Bau-Handdienste leisten sowie Dienste zum Röhrwasser (Holzwasserleitungen) erbringen. Sämtliche Einwohner waren außerdem verpflichtet zu spinnen. Alles, was an Fischen in der Elbe gefangen wurde, ohne Unterschied oder Zurückhaltung der guten Fische, sind zuerst der Herrschaft gegen billige Bezahlung zu überlassen. Nur wenn der Herrschaft ein oder das andere nicht zu kaufen beliebt, ist er befugt andere Käufer zu suchen.

 

3. Eiskeller

Unter der Brücke befindet sich der Eiskeller. Eiskeller deshalb, weil im Winter mit einer speziellen Säge das Eis der Eislache (in Elbnähe unterhalb des Parkes) in Blöcke gesägt und von oben durch Einfülllöcher in den Keller gebracht wurden. Das Eis, welches sich bis zum nächsten Sommer hielt, diente der Brauerei zum Kühlen von Bier.

 

4. Weinbergsgarten

Auch im linkselbischen Raum gab es bis ins vorige Jahrhundert größer angelegten Weinbau. Davon zeugt noch der Flurname "Weinbergsgarten" für den jetzigen Eigenheimstandort rechts der Kastanienallee. Die terassenförmige Anlage ist noch zu erkennen.

 

5. Rittergut

Am Ende der Kastanienallee beginnt das ehemals geschlossene Ensemble des Rittergutshofes. Auf der freien Fläche links befand sich bis etwa 1947 eine große Scheune die abgerissen wurde und das Material zum Autbau von Neubauernhöfen im ehemaligen Vorwerk Böhla genutzt wurde. Der Ursprung des Rittergutes geht etwa in die Zeit des 15. Jh. zurück. Der ursprüngliche Wesenszug der Burgen war kaum noch vorhanden - es gingen keine Taten mehr von ihnen aus. Um einer Auflösung zu entgehen, war nicht nur in Hirschstein ein Wandel von der einst militärischen Aufgabe zur agrarischen Gutsherrschaft unausweichlich. Bei diesem Wandel kam es zu einer Vergrößerung des schon ursprünglich nicht geringen Hirschsteiner Besitzes. Die notwendigen Wirtschafts- und Stallräume siedelten sich nordwestlich des Schlosses an. Vielleicht auch nicht zufällig die erste Nennung von Rittergut und Ort Hirschstein 1551.

 

6. Gründung von Hirschstein

Hirschstein war einst, vielleicht schon unter Kaiser Heinrich I. (seit 919 deutscher König ) oder einem seiner Feldherren errichtet worden. Heinrich der die Daleminizier unterjocht hatte, legte die am linken Elbufer befindlichen und die zur Beherrschung der Elbe so günstig gelegenen Erhöhung als Defensionslinie fest. Zu den Hauptpunkten und zugleich letzter Schildhalter in Richtung Norden gehörte Hirschstein. Weitere rnarkmeinische Elbburgen befanden sich in Zehren, Meißen, Siebeneichen, Scharfenberg, Niederwartha und Prießnitz. König Heinrich I. schlug 929 bei einem Herreszug die Sorben und Milziener welche seit etwa 600 das Land zwischen Saale und Oder bewohnten. Im Gegensatz zu den germanischen Vorbewohnern dieses Landstriches die im Zuge der Völkerwanderung wieder abgezogen waren, blieb die slawische Bevölkerung und gründete Dörfer, die heute noch bestehen und Namen tragen, die auf-ig, -ick, -itz, -nitz, -oitz, -titz, -witz u.a. enden. Die Sorben und Milziener, die aus östlichen Gebreiten einwanderten, konnten den Eroberungszügen der deutschen Nachbarn im Westen sowie den tschechischen und polnischen im Osten nichts entgegensetzen. Die Daleminzier, die wichtigste slawische Stammesgruppe im Meißner Land verließ nach ihrer Unterwerfung (922) nicht das Land, sondern sie lebten mit deutschen Siedlern, Bauern und Handwerkern in ihren Heimatgebieten weiter. Nach dem vorrücken der deutschen Ostgrenze durch die Eroberungszüge des jungen deutschen Reiches im 10. Jh. wurden durch Kaiser Otto I. die Sorbenbistümer Merseburg, Zeitz und Meißen (968) gegründet. Hirschstein war 1065 bischöflich - naumburgisches Lehen. Um 1150 erfolgte bäuerliche Besiedlung von mehreren hunderttausend deutschen Bauern aus den Gebieten westlich des Saale. Sie rodeten die noch unberührten Wälder, da sich Slawen zumeißt in der Nähe von Flüssen ansiedelten und legten mehrere tausend Dörfer planmäßig an, im Gegensatz zu den natürlich gewachsenen Dörfern der Slawen, die aber auch von den deutschen Kolonisten besiedelt und erweitert wurden. Die Kolonisten kamen aus Flandern, Niedersachsen, Thüringen und Oberfranken.

 

7. Brauerei in Neuhirschstein

An der Gaststätte "Zum alten Brauhaus" führt uns der Weg weiter zur Waldstraße. Die zum ehemaligen Rittergut gehörige Brauerei war bis etwa 1920 in Betrieb. Das langgestreckte Gebäude von 1805, entlang der Straße, war das ehemalige Brauereigebäude.


8. Alte Schule Neuhirschstein

Von der Waldstraße führt die Straße "Am Transformator" weiter in dieses Seitental, dessen letztes Gebäude rechts, ein kleines Fachwerkhaus, war das alte Schulgebäude oder zumindest der Standort dessen. Die Schule wurde aber schon 1837 aufgelöst. Die damaligen 50 Kinder besuchten danach die Bahraer Schule, welche 41 Kinder zählte.


9. Flurnamen

In diesem Tal gibt es Flurnamen die auf Weinbau hindeuten. So "Winzerdelle" und "Winzerholz". Eine weiterer Flurname für die Anhöhe links oberhalb der Elbe ist der "Kanonenberg". Erklärung des Namen gibt es verschiedene, so daß während des Krieges 1870/71 im Zuge von Kriegshandlungen auf dem Berg Kanonen aufgestellt waren, oder ein abgefeuerter Kanonenschuß zeigte den auf den Rittergutsfeldern arbeitenden Bauern die Mittagsstunde an. Die wahrscheinlichste Erklärung ist sicher die der Warnung der elbanliegenden Ortschaften vor Eisfahrten und damit verbundenem Eisstau, der Überschwemmung zur Folge hatte. Die Kanonen waren in regelmäßigen Abständen entlang der Elbe aufgestellt.

 

10. Alte Schäferei

Weiter führt der Weg das Tal aufwärts Richtung Schäferei. Hier war die Zufahrt zum Ort Neuhirschstein vor dem Bau der Brücke an der Kastanienallee. Der Name der Schäferei stamrnt noch aus der Zeit des Rittergutes, als sich hier die Schäferei befand. In der ehemaligen Gutsschäferei zählte man im Oktober 1809 910 Schafe. Die Napoleonische Armee kam im März 1813 aus Rußland zurück und setzte mit Fähren über die Elbe. Ihr Lager schlugen sie in der Schäferei auf. Anfang September kamen sie von Meißen über Riesa nach Leipzig. Es kam zum Kampf auf der gesamten Elbstrecke von Dresden bis Riesa. Ein Zeugnis ist noch die Kanonenkugel, die in Althirschstein am Giebel eines Hauses, am Dorfplatz zu sehen ist. Sie wurde von Franzosen am 28. August 1813 von jenseits der Elbe an dieses Haus geschossen. Von 16. bis 18. September 1813 kam es dann zur Völkerschlacht bei Leipzig. Während des Preußisch-Östereichischen Krieges 1866 kämpfte Sachsen an der Seite von Österreich. Beim Einmarsch der Preußen in Sachsen wurden in der Schäferei die Quartierzettel für Hirschstein ausgegeben. General Herwarth von Bitterfeldt befehligte die Elbarmee und lag im Rittergut Hirschstein mit 500 Mann in Quartier.

 

11. Kanonenberg

Wir verlassen die Schäferei wieder in die gleiche Richtung aus der wir gekommen sind, diesmal aber den direkten, geraden Weg. Über die Wiese bergab lassen wir den Kanonenberg rechts liegen. An der alten Schule kreuzen wir den Weg, der zur Schäferei führt.

 

12. Skisprungschanzen

Oberhalb des Tales folgen wir den Weg parallel zur Elbstraße in Richtung Ausgangspunkt der Wanderung. Etwa 100 Meter nach dem Trafohaus befand sich Anfang der 70er Jahre eine Sprungschanzenanlage. Die Jugendschanze hatte einen ca. 3 m hohen Anlaufturm, der sich direkt links am Feldrand befand. In Höhe des jetzigen Weges zum Bungalow befand sich der Schanzentisch. Sprungweiten bis 20 m waren möglich. Einige Meter weiter befand sich noch eine kleinere Schanze ohne Turm. Bei entsprechenden Schneebedingungen fanden jährlich Meisterschaften statt.

 

13. Krähenberg

Einige hundert Meter weiter erreichen wir die Landstraße Riesa-Meißen und sind wieder am Ausgangspunkt der Wanderung. Links die kleine Anhöhe kurz vor erreichen der Straße hat aIs Flurnamen die Bezeichnung "Krähenberg".